Laut der 22. Sozialerhebung zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden in Deutschland (2021) haben knapp 16 Prozent der Studierenden eine oder mehrere gesundheitliche Beeinträchtigung(en), die sich studienerschwerend auswirken.
Darüber hinaus gibt es Studierende, die aufgrund anderer Voraussetzungen auf Hindernisse im Studium stoßen, beispielsweise Studierende, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, Studierende, die weniger technikaffin sind und mit digitalen Medien weniger gut umgehen können oder Studierende, denen nur Geräte mit kleinem Display zur Verfügung stehen (vgl. auch Usability-Studie; in Vorbereitung).
Barrierefreie Dokumente verfügen über eine klare Struktur und unterstützen damit eine geordnete Arbeits- und Denkweise, was zu einem besseren Verständnis führt.
Nachteile/Probleme durch eine Beeinträchtigung sind häufig nicht sichtbar und viele Studierende äußern sich dazu auch nicht offen. Umfragen, Fokusgruppeninterviews und eine Usability Studie der Prüfungssoftware Dynexite an der FernUniversität in Hagen haben gezeigt, dass Studierende mit aber auch ohne Beeinträchtigungen mit diversen Herausforderungen konfrontiert sind (Usability-Studie; in Vorbereitung). Daher sollten Sie folgende Punkte beim Erstellen von Prüfungsaufgaben beachten:
Fassen Sie Texte kurz, um Konzentrationsproblemen vorzubeugen.
Verwenden Sie kontrastscharfe Abbildungen.
Vermeiden bzw. setzen Sie visuelle Reize, wie z.B. Hervorhebungen, sparsam ein.
Stellen Sie Inhalte kontrastreich, am besten in Schwarz/Weiß dar.
Strukturieren Sie Texte (z.B. Absätze einbauen).
Gestalten Sie Aufgaben inhaltlich übersichtlich, sodass nicht viel gescrollt werden muss (scrollen kann verschwommenes Sehen, Schwindel und Übelkeit verursachen, siehe z.B. auch Computer Vision Syndrom; Scrollen kann außerdem zu Fokusverlusten und dem Sehen von Doppelbildern führen, wodurch ebenfalls Konzentrationsprobleme auftreten können.
Verwenden Sie bei Online-Fernprüfungen Aufgabenformate, die z.B. auch beim Fehlen einer externen Tastatur einfach zu bearbeiten sind.
Verwenden Sie eine klare, einfache und angemessene Sprache.
Rechtliche Vorschriften verpflichten öffentliche Stellen gesetzlich dazu, digitale Angebote barrierefrei zu gestalten. Rechtsgrundlage für die Hochschulen in NRW sind die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung Nordrhein-Westfalen (BITV NRW) und das Behindertengleichstellungsgesetz Nordrhein-Westfalen (BGG NRW).
Grafiken sollten zugänglich gestaltet sein. Dazu ist es wichtig, dass ...
... Sie eine einfache und klare Gestaltung für die Grafik wählen.
... Sie auf die Farbauswahl und den Kontrast achten, um sicherzustellen, dass die Grafik auch für Menschen mit Farbblindheit verständlich ist.
... Sie Texte nicht als Grafik verwenden. Zeigen Sie Texte als regulären Text oder Tabelle an, um sie z.B. für Screenreader zugänglich zu machen.
... Sie die Grafiken im .jpg oder .png Format einspeichern, um sicherzustellen, dass sie auf verschiedenen Geräten und in verschiedenen Browsern korrekt dargestellt werden.
... Sie die Grafiken auf ihre Zugänglichkeit überprüfen, indem Sie sie auf verschiedenen Geräten und in verschiedenen Browsern ansehen und sicherstellen, dass sie für alle Benutzergruppen zugänglich sind.
Hinsichtlich der Grafikbeschriftung steht Ihnen in Dynexite ein Feld für Bildunterschriften zur Verfügung, welches eine hohe Zeichenanzahl zulässt.
Stellen Sie sicher, dass jeder Bildinhalt eine Bildunterschrift hat, um die Zugänglichkeit für Benutzer mit Sehbehinderungen zu verbessern.
Beschreiben Sie den Inhalt des Bildes möglichst präzise, indem Sie den Zweck und die Funktion des Bildes wiedergeben.
Vermeiden Sie redundante Bildunterschriften, die denselben Inhalt wie der benachbarte oder angrenzende reguläre Text wiedergeben.
Stellen Sie sicher, dass die Bildunterschriften korrekt und aussagekräftig sind. Lassen Sie hierzu die Bilder mit einem Screenreader testen oder von einer anderen Person überprüfen.
Überprüfen Sie die Bildunterschriften, um sicherzustellen, dass sie korrekt und aussagekräftig sind, indem Sie die Bilder mit einem Screenreader testen oder sie von einer anderen Person überprüfen lassen.
Orientieren Sie sich bei der Beschreibung der Bildunterschrift vom Groben/Allgemeinen zum Feinen/Spezifischen, um eine logische und leicht verständliche Reihenfolge zu gewährleisten.
Geben Sie zunächst einen Überblick über Bestandteile und Aufbau der Grafik und beschreiben Sie anschließend die einzelnen Bestandteile in einer logischen Reihenfolge.
Folgende Informationen können in einer Bildunterschrift auftauchen:
Absicht/Zweck des Bildes; abgebildeter Ort, Objekte, Gebäude, Menschen; Emotionen, Atmosphäre des Bildes; Farben (in Diagrammen ist die Beschreibung visueller Attribute nur nötig, wenn dadurch Zusatzinformationen geliefert werden). Im Folgenden finden Sie einige Beispiele:
Bilder mit Text (z.B. Logo mit Schrift): die Bildunterschrift soll den Text der Grafik enthalten (z.B. “Schriftgrafik: Bildunterschrift = Logo”); Hinweis aus Unterlagen der FUH: Schriftgrafiken sind zu vermeiden, da anschließend im Browser keine direkte Anpassung der Schriftgröße und Farbe im Bild vorgenommen werden kann (Hinweis: Sofern sich Schriftgrafik nicht vermeiden lässt, auf ausreichende Schriftgröße und Kontrast zwischen Schrift- und Hintergrundfarbe achten!).
Inhaltlich relevante Bilder: die Bildunterschrift soll eine genaue Beschreibung der Inhalte wiedergeben (z.B. Abbildung eines Gehirns mit Hirnarealen in verschiedenen Farben dargestellt: "Schematische Abbildung eines menschlichen Gehirns: ...”)..
Diagramme (z.B. ein Histogramm): die Bildunterschrift sollte folgendem Aufbau folgen:
allgemeiner Überblick mit Titel, Diagrammtyp, generellem Inhalt, Besonderheiten wie die Ausrichtung
Achsenbeschreibung mit Anordnung, Beschriftung, Einheit, Skala (Wertebereich, Intervalle), Schnittpunkt der Achsen
Daten, je nach Diagrammtyp, Anzahl der Datenreihen, Name und Anordnung der Daten, Beschreibung von groben Verläufen, konkrete Datenwerte
Formeln: keine Grafiken für Formeln; Formeln können in Textfeldern mit Latex erzeugt werden (siehe LaTeX-Formeln)!
Dekorative Bilder (z.B. “dekoratives Bild: Bildunterschrift = Lupensymbol”); Hinweis aus Unterlagen der FUH: Dekorative Grafiken ohne informative Funktion.
Stellen Sie bei Beschreibungen oder auch Legenden zur Grafik keinen Bezug zu den Farben her, wie z.B.: “Im roten Bereich sehen Sie …".
Wenden Sie grundsätzlich keine Grafiken an, deren Aussage ausschließlich nur über die Farbe wahrnehmbar wird (besonders beliebt bei Torten- und Balkendiagrammen). Neben der Farbe sollten daher zusätzliche Darstellungsarten verwendet werden, wie z.B. gestrichelte Balkenfüllungen.
Achten Sie darauf, dass ein genügender Kontrast zwischen Vorder- und Hintergrund gewährleistet ist. Dies kann mithilfe von Farbkontrast-Analyzer überprüft werden (Color Contrast Checker - TPGi); (Juicy Studio: Luminosity Colour Contrast Ratio Analyser). Dieses Hilfswerkzeug bietet die Möglichkeit, die gängigsten Sehschwächen zu simulieren, um auf die Anforderungen nutzerbezogener Zielgruppen gezielter einzugehen.
Achten Sie darauf, dass das Kontrastverhältnis von Texten weniger als 4,5:1 beträgt; für großen Text gilt die Grenze von 3:1.
Folgende Grenzen werden empfohlen: Für kleine Texte 4,5 – d. h. kleiner Text muss kontrastreicher sein als größerer Text, damit er scharf erkennbar ist. Bei der Konstellation “grau auf grau” wird diese Grenze unterschritten, der Wert wäre dann möglicherweise unter 2 oder 3.
Achten Sie darauf, dass informationstragende Grafiken einen Kontrast von mind. 3:1 zu angrenzenden Farben aufweisen. In vielen Fällen, wie etwa bei einfarbigen Icons, bedeutet dies, dass der Kontrast zwischen der Farbe des Elements und der Hintergrundfarbe gemessen wird.
Tabellen können entweder als Inhaltsblock in eine Aufgabe eingefügt, oder via Markdown-Formatierung erzeugt werden.
Stellen Sie Texte linkbündig und Zahlendarstellungen rechtsbündig dar.
Gestalten Sie Tabellen so kurz wie möglich, um Scrolling zu vermeiden.
Nutzen Sie Tabellen nicht für optische Formatierungen, also nicht um Text räumlich zu platzieren.
Achten Sie darauf, zuerst die Überschrift als Text und direkt darunter die Tabelle zu platzieren.
Verwenden Sie arabische Zahlen (1, 2, 3, 4 etc.) anstatt römischer Zahlen.
Verbessern Sie die Lesbarkeit von Texten, indem Sie diese wie folgt strukturieren:
Aufzählungen helfen, Informationen klarer und präziser zu präsentieren, sodass sie leichter verständlich sind.
Fettmarkierungen heben wichtige Wörter oder Sätze im Text hervor.
Überschriften helfen, einen Text klar und strukturiert zu gestalten (Menschen mit einer Sehschwäche oder mit kognitiven Einschränkungen können den Text so besser wahrnehmen).
Als Blockzitat markierte längere Texte grenzen sich optisch von anderen Textteilen ab und werden somit hervorgehoben, sodass wichtige Informationen besser wahrgenommen werden und schneller ins Auge fallen.
Längere Quellcodepassagen können als Quellcode ausgezeichnet werden.
Verzichten Sie auf eine übertriebene Großschreibung, da Versalien langsamer gelesen werden.
Verzichten Sie zudem auf Unterstreichungen im Text, da sie irreführend sind und eine eine Verlinkung suggerieren. Dies ist vor allem bei Farbblindheit irritierend.
Videos sollten nicht verwendet werden. Wenn man sich dennoch dazu entscheidet,sollte man folgende Aspekte berücksichtigen:
Die Internetbandbreite (ländlicher Raum) ist ungleich verteilt und/oder kostspielig (Mobilfunkverbindung; nur für Online-Fernprüfungen relevant).
Bei Personen mit kleinen Bildschirmen, oder bei Personen, die keine geeignete Hardware besitzen, werden Videos nicht gut angezeigt (Studierende besitzen häufig günstige Rechner).
Je nach Aussattung werden die Inhalte nicht gleich gut wiedergegeben.
Für Menschen mit Sehbehinderungen, für Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist und für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen stellen Videos eine Barriere dar.
Bieten Sie für den Fall, dass Videos oder Audiodateien verwendet werden, Transkriptionen oder Untertitel an. Bei Videos bieten sich anschaltbare Untertitel an, die parallel abgespielt werden können und die sich optisch klar vom Bildinhalt abheben sollten. Zu beachten ist, dass Untertitel optional einblendbar sein sollten, um Studierenden mit anderen Einschränkungen (z.B. Autismus-Spektrum) keine zusätzliche Barriere zu schaffen.
Nutzen Sie Programme, die Sie dabei unterstützen, die Sprache (teilweise) automatisch in Text umzuwandeln. Einige Speech-to-Text-Converter-Software stehen kostenfrei zur Verfügung. Mit ihrer Hilfe können schnell erste Transkripte erstellt und auf Fehler korrigiert werden (nur für Online-Präsenzprüfungen relevant). Einige Untertitel-Editoren finden Sie hier: BIK für Alle.
Vermeiden Sie Abkürzungen, wenn möglich. Häufig werden Abkürzungen genutzt, die möglicherweise für einige Nutzende (z.B. für Personen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist) unverständlich sind.
Nutzen Sie keine Leerzeilen und Leerzeichen zur Positionierung.
Nutzen Sie keine leeren Grafiken: Transparente Gifs sollten nicht zu Layoutzwecken benutzt werden (z.B. um so einen größeren Abstand zu erzeugen).
Berücksichtigen Sie die mobile Darstellung (nur für Online-Fernprüfungen relevant): Die Darstellung der Webseite ändert sich je nach Endgerät. Die Position der Inhalte in der mobilen Darstellung sollte daher möglichst auch auf einem mobilen Endgerät, wie einem Smartphone, überprüft werden.
Berücksichtigen Sie die Vergrößerungsfunktion: Die Vergrößerung des Anzeigefensters (Strg + +) sollte alle Inhaltselemente verlässlich darstellen. Dies ist vor allem für Menschen mit einer Sehschwäche von Vorteil. Vor allem Tabellen kommen schnell an ihre Grenzen.
Verteilen Sie umfangreiche Aufgaben auf mehrere Seiten in Dynexite bzw. machen Sie zwei Aufgaben daraus. Dadurch wird die Aufgabe übersichtlicher und es ist weniger Scrollen notwendig (vgl. auch Usability-Studie; in Vorbereitung).
Berücksichtigen Sie die richtige Reihenfolge. Wenn die Reihenfolge der Aufgaben wichtig ist (z.B. Einleitung, Folgeaufgaben) sollten Aufgaben, die sich aufeinander beziehen, fixiert werden. Zusammengehörige Aufgaben, wie z.B. Aufgaben, die sich auf ein Thema beziehen, können gruppiert werden (siehe entsprechender Hinweis)!
Vor dem Veröffentlichen der Prüfung sollten Sie diese auf folgende Aspekte testen:
Werden die Prüfungen/Texte auf den Zielgeräten (z.B. iPads) getestet?
Werden die Fragen korrekt und benutzerfreundlich dargestellt?
Sind Grafiken (verkleinert und vergrößert) gut erkennbar?
Lässt sich die Aufgabe ohne zu viel Scrolling lesen und lösen?
Ist jede Aufgabe als Einzelseite für sich lesbar? (Formulierungen vermeiden wie z.B. "in der vorherigen Aufgabe haben Sie...").
Sind die Fragealternativen bei Verwendung von Fragenpools äquivalent? (Gleicher Fragentyp, vergleichbarer Schwierigkeitsgrad, vergleichbare Kompetenzanforderungen, siehe entsprechender Hinweis in Schritt 11).
Ist die Prüfung innerhalb der erlaubten Zeit lösbar?
Ist bei Eingabefeldern klar, welches Antwortformat (Kommazahlen, Einzelbegriffe, Rechtschreibung) erwartet wird?
Testen Sie bereits die einzelnen Aufgaben und/oder anschließend die gesamte Prüfung über die Vorschau von Dynexite (im Reiter "Entwicklung") auf Anzeigeprobleme. Hier ist zu prüfen, ob Fragen korrekt und benutzerfreundlich dargestellt wurden.
Bedenken Sie auch hier, dass Studierende während der Online-Fernprüfung häufig an Laptops, teilweise mit mobilen Internetverbindungen, arbeiten. Je nach Prüfungsbedingungen müssen einige Studierende die Prüfung mit iPads absolvieren.
Die Ansicht sollte geprüft werden (in Chrome mit Strg + Shift +M), indem das Gerät mit folgenden Einstellungen simuliert wird:
Auflösung: 1280 x 720 (Dies entspricht gängigen günstigen Laptops)
Drosselung: Regular 4G, für den Fall, dass Dynexite über mobile Datenverbindungen genutzt wird
Screenreader sind auch über den Browser verfügbar.
NVDA (OpenSource ScreenReader für Windows): Er unterstützt SAPI4, SAPI5, MS Speech Plattform SDK (SAPI 5.3, 5.4) und einige Sprachausgaben direkt. Ebenso unterstützt NVDA viele Braillezeilen direkt und viele über den BRLTTY Treiber. NVDA lässt sich einfach auf einem USB-Stick installieren und ist als mobiler ScreenReader geeignet.
VoiceOver (iPhone/iPad/ Mac): VoiceOver ist keine separate Bildschirmlesefunktion, sondern ist ein fester Bestandteil von macOS und allen integrierten Apps auf dem Mac.
Barrierefreie Grafiken im Web (zuletzt aufgerufen am 30.05.2023; PDF 84 KB)
Erstellung barrierefreier PDF-Dokumente mit Power-Point (PDF 5,7 MB)
Erstellung barrierefreier PDF-Dokumente mit Word (PDF 8,7 MB)
Die Studierendenbefragung in Deutschland: 22. Sozialerhebung (PDF 5,5 MB)
Tipps und Hilfestellung zur Barrierefreiheit der digitalen Lehre (PDF 280 KB)
Usability-Analyse zur diversitätsgerechten Weiterentwicklung der Prüfungssoftware "Dynexite" (Manuskript in Vorbereitung)